6:30 Uhr, mit dem Auto zum Frankfurter Flughafen. Gestern war der erste Schultag nach den Herbstferien und jetzt schon wieder Urlaub? Von wegen! Haben wir alles dabei, Robotermodell, Ersatzteile, Akkus, Ladegeräte, Notebook? Ist das aktuelle Programm aufgespielt, haben wir eine Sicherungskopie auf Stick? Ganz ruhig bleiben, alles wird gut. Und schon stecken wir im Stau auf der B 9. Gut, dass wir Reservezeit eingeplant haben, um 10:45 Uhr geht unser Flug mit Quatar Airways nach Doha, der Hauptstadt von Katar. Was wird uns dort erwarten? Fragen über Fragen. Das Flugzeug ist nicht voll besetzt, die Sitze bequem, jetzt wird ein wenig Schlaf nachgeholt und das Unterhaltungsprogramm an Bord genutzt. Die 6 Stunden Flug für ca. 5000 km vergehen im wahrsten Sinne wie im Flug. Nach der Landung 16:40 Uhr ist es schon dunkel, wir müssen unsere Uhr um 2 Stunden weiterstellen. Na klar, im Osten geht die Sonne früher auf. Hier ist es schon 18:40 Uhr. Beim Hinaustreten aus der klimatisierten Ankunftshalle auf den Flughafenvorplatz trifft uns die plötzliche Hitze von 29 Grad wie ein Schlag. Gleich darauf werden wir von einem Busfahrer in Empfang genommen und im unterkühlten Bus zum Hotel gefahren. Wenn weiterhin alles so reibungslos verläuft wäre das super.
Wir können etwas länger schlafen als normal zur Schulzeit, aber gleich nach dem Frühstück steht Kultur auf dem Programm. Eine Fahrt zum "Museum of Islamic Art" ist angesagt. Mit dem Bus in ca. einer halben Stunde durch dichten Verkehr, zum Teil auf sechsspurigen Schnellstraßen, geht es ins Zentrum. Zwischendurch immer wieder Stau. Daran werden wir uns gewöhnen müssen. Unterwegs gibt es schon viel zu sehen. Viele großvolumige Autos sind unterwegs, richtige Spritfresser! Aber das Benzin ist hier billiger als Wasser und offensichtlich haben die Besitzer viel Spaß an möglichst vielen Pferdestärken und teure Automarken.
Das Museumsgebäude ist schon sehr beeindruckend. Besonders die Lage an der fantastischen Bucht, mit Blick auf die Skyline von Doha ist Spitze. Wie sehr man sich für die aus vielen islamischen Ländern zusammengestellten Kunstgegenstände interessiert ist sicher individuell verschieden. Uns zieht es nach zwei Stunden wieder auf die Corniche, die Promenade entlang des alten Fischerhafens bis ins Zentrum Dohas. Bei der Hitze kommt man allerdings zu Fuß nicht weit. Die Palmenallee spendet kaum Schatten.
Wir laufen zurück und entschließen uns zu einem Blick in den angrenzenden "Souq Waqif", dem ältesten Basar in Doha, der von Touristen und Einheimischen gern besucht wird. Viele Geschäfte haben wegen der Mittagszeit noch geschlossen. Hier steppt der Bär erst wieder ab 16:00 Uhr, wenn der Meereswind die Temperaturen etwas erträglicher macht.
Zurück im Hotel, geht es erst einmal in den Hotelpool. Die Abkühlung ist minimal. Die Wassertemperatur liegt bei 27 Grad und man könnte stundenlang im Wasser bleiben.
So langsam füllt sich das Hotel mit anderen Teams aus aller Herren Länder. Auch alte Bekannte sind dabei, die unsere Coachs schon von Sotschi oder Abu Dhabi kennen. Für alle deutschen Teams haben Markus und seine Helfer von "technik begeistert", unsere "National Organizers" eine Stadtrundfahrt mit "Hop on Hop off" Sightseeing Doppeldeckerbussen organisiert. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Doha stehen auf dem Programm. Das "Museum of Islamic Art" kennen wir bereits, wir gehen lieber ins nahegelegene "Quatar Museums Gallery al Riwaq", in dem eine Ausstellung von modernen Ölbildern zum Thema Intoleranz ausgestellt werden. Gut, dass wir unsere warmen WRO-Jacken mitgenommen haben. Die Räume sind auf gefühlte 16 Grad heruntergekühlt.
Danach geht´s über die Corniche, an der Lagune vorbei Richtung Innenstadt. An den vielen architektonisch ausgefallenen Hochhäusern, die die Skyline von Doha ausmachen, kann man ermessen, dass Geld hier offensichtlich keine Rolle spielt.
Das kann man auch am Künstlerdorf "Katara" feststellen, das als Leuchtturmprojekt für den Kunstbetrieb des mittleren Ostens erbaut wurde. Ein großes Amphitheater, mit Blick aufs Meer und der vorgelagerte öffentliche Strand bilden das Zentrum für Theater- und Musikdarbietungen. Weiter geht´s zur künstlich aufgeschütteten Insel "The Pearl", Wohnstätte für Leute mit reichlich Geld, die sich in der künstlichen und von "normalen" Bewohnern abgeschirmten Enklave wohlfühlen.
Auf der Rückfahrt kann man noch einmal die Skyline bei Nacht bewundern, bevor die Gruppe in dem Gewimmel aus Einheimischen und Touristen aufgeht, die sich im "Souq Waqif" zum Flanieren, Shoppen und Speisen einfinden. Viel zu früh fährt der Bus zurück ins Hotel. Wir würden gerne noch länger hier bleiben. Obwohl, ist vielleicht ganz gut, früh ins Bett zu kommen, denn morgen werden wir unsere ganze Energie brauchen.
Der Tag beginnt mit Stress. Hitze und Anstrengung, die ganze Aufregung hat unserem Chefprogrammierer stark zugesetzt. Er verbringt den Vormittag mit Übelkeit und Kopfschmerzen im Hotel. Das Team bezieht in der Zwischenzeit Stellung in der riesigen Wettbewerbsarena der "Al Shaqab Horse Racing Academy". Wo normalerweise Rennpferde trainiert werden, tummeln sich nun über 300 Teams aus über 55 Ländern und positionieren ihre Ausrüstung. Hektisches Treiben an den Übungstischen zeigt deutlich die Nervosität der Teams. Es gibt immer noch etwas ändern und anzupassen. Am Nachmittag ist das Team dann wieder komplett. Erste Testläufe mit dem noch zusammengebauten Modell verlaufen zu voller Zufriedenheit. Wie wird es morgen laufen, wenn das Modell neu zusammengebaut werden muss? Müsste eigentlich genauso funktionieren, wenn kein Fehler bemacht wird.
Um 16:00 Uhr gibt es einen Fototermin für alle deutschen Teilnehmer. 18 Teams werden in den unterschiedlichen Kategorien antreten. Soviel wie noch nie. Wie wird Deutschland im internationalen Vergleich, besonders gegenüber den zahlreichen asiatischen Teams abschneiden? Unser Modell hat sich in den Testläufen bewährt und schnell ist es auch. Wir bleiben optimistisch. Entspannt nehmen wir an der Eröffnungszeremonie teil.
Im Coach-Meeting erfahren die Coachs dann erstmals, dass es entgegen der Ankündigung, doch eine Überraschungsregel geben wird. Also doch wieder Spannung pur!
Heute fällt die Entscheidung. Wenn wir es nicht unter die ersten 16 Teams schaffen, ist der Sonntag mit den Qualifikationsläufen nicht mehr sehr interessant für uns. Bisher fehlt uns der Vergleich mit den Ergebnissen der anderen Teams. Manche Modelle gestern wahnsinnig schnell. Wie schaffen die das nur? Zum Beispiel die Mexikaner, die tatkräftig von zahlreichen Fans mit Trillerpfeifen und Rasseln angefeuert werden. Aber wie üblich sind auch viele starke asiatische Teams dabei. Andere Modelle sind sehr schnell, vergeigen aber den Lauf, weil sie Würfel verschieben oder aus der Spur laufen. Lassen wir uns überraschen.
Der Tag beginnt mit dem Frühstück um 6:00 Uhr. Um 7:00 Uhr fahren die Busse Richtung "Education City". Pünktlich um 9:00 Uhr muss unser Robotermodell vollständig in seine Einzelteile zerlegt sein. Nach dem Bauteilecheck haben wir genau 2,5 Stunden Zeit zum Zusammenbau und Testen des Modells. Und dann 1. Schreck! Wir haben Akkus über Nacht nochmal aufgeladen und vergessen die Ladegeräte einzupacken. Aber es gibt ja noch andere deutsche Teams und es ist selbstverständlich, dass wir uns untereinander helfen. An dieser Stelle nochmal einen großen Dank an das Team i-Bots des Roberta RegioZentrums Hannover. Der 2. Schreck! Wir können unseren HT-Sensor nicht finden. Gerade noch rechtzeitig entdeckt ihn Lorenz in der großen Alukiste.
Um 9:00 Uhr beginnt die heiße Phase. Die Coachs müssen den Wettbewerbsbereich verlassen. Es wird streng darauf geachtet, dass keine Kommunikation mehr stattfindet. Jetzt wird den Teams die Überraschungsregel mitgeteilt. Ist zu schaffen. Aber erst mal auf Nummer sicher gehen und nicht verändern.
Nach ca. 1,5 Stunden ist das Modell neu gebaut. Stecken die Kabel richtig, funktioniert die Mechanik, klemmt auch nichts? Wir testen … Es klappt nicht! Irgendwie kommt der Roboter beim Einsammeln der Blöcke aus dem Tritt. Der erste von drei Läufen ist vergeigt. Es tröstet uns nur wenig, dass es vielen der 88 angetretenen Teams nicht besser ergeht. Wo liegt der Fehler? Wir sind verzweifelt. 45 Minuten für die zweite Bauphase. Wieder wird getestet. Der zweite Lauf gelingt besser aber das Modell schafft nicht den gesamten Lauf. Auf der Zuschauertribüne sitzen Coachs und Eltern, verzweifelte Gesichter, hängende Köpfe. Woran liegt´s?
Dann der dritte Anlauf nach nur 30 Minuten Zeit für Änderungen. Und diesmal klappt alles wie in den Testläufen. Der HT-Sensor für die Linienverfolgung war versetzt eingebaut worden. Kleine Ursache große Wirkung. Durch die Fehlersuche blieb keine Zeit für die Zusatzaufgabe. Die Ergebnisliste zeigt, dass es auch den anderen Teams nicht viel besser erging. Da nur der beste der drei Läufe gewertet wird, liegen wir mit 130 von 150 Punkten auf Platz 12. Wir haben es tatsächlich unter die ersten 16 der weltbesten Teams geschafft. Wahnsinn!
Wieder früh raus! Am Vorabend noch Lösungen zur Realisierung der Zusatzaufgabe gesucht.
45 Minuten bleiben bis zum Viertelfinale. Die Änderungen im Programm konnten nicht mehr getestet werden. Der erste Lauf bringt keine Verbesserung der Punkte.
Im Halbfinale dann ein fast perfekter Lauf inklusive Zusatzaufgabe. Am Ende bleibt nur einer der vier schwarzen Würfel zurück. 145 von möglichen 150 Punkten, damit liegen wir kurzeitig auf Platz 4 der Rangliste. Im letzten Lauf kann das Ergebnis nicht verbessert werden.
Am Ende liegen wir auf dem 9. Platz. Wir sind happy!!! Für LEGOMANIA das beste Ergebnis in einem internationalen Wettbewerb bisher. Die drei ersten Plätze belegen Russland, Taiwan und Mexiko. Auch die i-Bots schlagen sich super und erreichen Platz 11 der Rangliste.
Der Tag endet mit der Preisverleihung und der Abschlusszeremonie. Wir sind glücklich und erschöpft. Und wissen wo wir das nächste Jahr hinwollen - nach Mumbai/Indien.